"Kopf an Kopf" – GALERIE TABAK Renquishausen – 01.10.2023

Guten Morgen, alle zusammen,

ein herzliches Willkommen auch von mir an Sie alle, die Sie heute Vormittag zur feierlichen Eröffnung der Herbstausstellung ins Bürgerhaus Renquishausen gekommen sind. "Kopf an Kopf" – war es der Titel der Ausstellung, der Sie motiviert hat zu kommen? Ist es die Verbundenheit mit der Künstlerin? Sind Sie neugierig auf neue Exponate der Künstlerin? Suchen Sie Begegnung und Gespräche am Rande der Vernissage? Sind Sie gekommen, weil der Ort, die Räumlichkeiten, die besondere Atmosphäre hier zum Kommen einladen? 

Wie auch immer – ich hoffe, dass selbst unterschiedlichste Erwartungen erfüllt werden können und alle irgendwie auf ihre Kosten kommen. Ja, wenn ich von der Besucherzahl hier im Raum ausgehe, nämlich alle dicht beieinander, dann trifft das bereits den Titel "Kopf an Kopf". Und vielleicht haben Sie bereits körperlich erfahren, was es heißt, "Kopf an Kopf" im Sinne von Wettbewerb – bei der Fahrt auf den Heuberg, beim gezielten Einparken, beim gemeinsamen Hochgehen im Treppenhaus. 

Die Bedeutungen des Ausdrucks "Kopf an Kopf" – einmal das Bild von räumlicher Dichte, dann die Metapher von Wettlauf und Wettbewerb – spielten auch für MM eine wesentliche Rolle 2 bei der Entscheidung, wie diese Ausstellung überschrieben werden sollte. Nachdem sich die Künstlerin mit der Kuratorin der Galerie Tabak, Frau Gabriela Schwan, und dem Bürgermeister der Gemeinde, Herrn Jürgen Zinsmayer, einig war, welche Exponate ausgestellt werden sollten, war die Überschrift schnell gefunden. Und mit dem Titel können wir mühelos die Schwerpunkte dieser Ausstellung verbinden. Bei allen Werken und Gruppierungen geht es um den Menschen – und im Fokus: der menschliche Kopf. Immer dann, wenn wir Menschen bzw. Köpfe wahrnehmen, schauen wir in Gesichter, nehmen wir Charaktere und Persönlichkeiten wahr, fühlen wir uns angezogen oder gehen auf Distanz. Neben dem Thema Natur ist es der Mensch, womit sich MM ein Leben lang beschäftigt hat. Und weil ich MM nun bald 40 Jahre lang kenne – als Kollege und Freund – brauche ich diese Eingangsgedanken nicht lange zu hinterfragen. "Genau so ist es", sagt mir mein Kopf. 

Und weiter wird mir von oben signalisiert: "Das kann man so stehen lassen!" Ich meine damit aber das Ensemble der Köpfe im Eingangsbereich – so aufgestellt, dass Kommunikation auf Augenhöhe möglich ist. Wir sehen dort Plastiken aus Kaltbronze. Das ist ein Gießverfahren, bei dem in eine Masse aus Kunstharz Bronze in Pulverform beigemengt wird, wodurch eine nach echter Bronze aussehende Kopie entsteht. Nur eine Arbeit ist eine reine Bronzeplastik – die Buchhändlerin (Nr. 4). Vergleichen Sie nachher einmal die Preise, dann sehen Sie den Unterschied! All diese Kopf-Objekte sind entstanden im Austausch mit Personen, die für MM wichtig sind und ihr nahe stehen – beginnend mit ihrem Vater.

Es entstanden aber auch Köpfe von Freunden und Bekannten, von Menschen, die sich sogar hier im Raum befinden. Doch mehr will ich an dieser Stelle nicht verraten!

Auf eine Arbeit will ich nun etwas näher eingehen: Es ist die Mia – die Nummer 9 dieser Ausstellung. Wir erkennen eine Frau, der Kopf ist leicht geneigt, sie trägt ein Tuch um den Hals. Mia war die erste Frau des Schriftstellers und Dichters Hermann Hesse. Die beiden bezogen mit ihren drei Kindern im Jahr 1907 für nur wenige Jahre ein stattliches Haus in Gaienhofen, bevor sie an verschiedene Orte weiterzogen und sich voneinander trennten. Mia Hesse absolvierte zunächst eine Ausbildung als Fotografin und widmete sich später der experimentellen Kunstfotografie. Sie war eine begeisterte Pianistin und Bergsteigerin – eine Frau, gebildet, zupackend und souverän, ihrer Zeit weit voraus. 

Als MM vom Vorstand des Fördervereins des Mia-und-Hermann-Hesse-Hauses angefragt wurde, Mia Hesse zu porträtieren, hat sie zwar nicht lange gezögert, aber Hals über Kopf konnte eine so weitreichende Entscheidung nicht getroffen werden. Bereits vor diesem Angebot hatte sich MM mit dem Buch von Bärbel Reetz über Hesses Frauen beschäftigt und sich bei dieser Lektüre mit Mia Hesse besonders verbunden gefühlt. Aber eine Person zu porträtieren anhand einiger Fotos – das war dann schon eine neue Herausforderung. In einem ersten Schritt modellierte MM mit Ton eine Art Porträt-Skizze. Dann wurde von dem KopfModell ein Silikonnegativ angefertigt und mit Gips ausgegossen. An dem Gipsmodell konnte sie dann detaillierter weiterarbeiten, die Figur verändern und vervollkommnen. Danach ging es in die Bronzegießerei, um die Figur zu gießen. Und selbst danach ging die Arbeit weiter: Die Bronzefigur wurde patiniert, d.h. in Säurebäder getaucht und abschließend mit Feuer bearbeitet, um die Farbstruktur zu verändern.

Das war ein Arbeitsprozess, der sich insgesamt ein dreiviertel Jahr hinzog. Und wir wissen ja: Alles, was gut werden will, braucht nun mal neun Monate Zeit! Nun – das Resultat war und ist gut. MM hat Nägel mit Köpfen gemacht! Die Original-Mia-Bronze-Plastik ist ausdrucksstark und wir können Willenskraft, Entschlossenheit und Charakter einer starken Frau nachempfinden. Das Unikat wurde vor vier Jahren im Garten des Mia-und-Hermann-HesseHauses in Gaienhofen enthüllt und feierlich eingeweiht. Und ein Tipp so ganz nebenbei: Haus und Garten inklusive Mia können zu den im Internet veröffentlichten Zeiten besichtigt werden. Was MM nun mit nach Renquishausen gebracht hat, das ist eine weitere Anfertigung aus Kaltbronze. Und an dieser Stelle signalisiert mir mein Kopf: "Mehr brauche ich dazu nicht zu sagen. Das können wir nun wirklich so stehen lassen!"

Eine zweite "Kopf-an-Kopf"-Gruppe findet sich – den räumlichen Verhältnissen angepasst – auf dem Boden liegend. Es sind MMs Kopfsteine. Die ersten Arbeiten dieser Art entstanden bereits 1996 im Rahmen eines Symposions in einem oberschwäbischen Betonwerk. Bis zum heutigen Tag sind es überwiegend quadratische Abgüsse im Format 30x30 sowie 15x15. MM setzt diese Kopfsteine meist in Verbindung mit Versatzsteinen gleicher Größe ein, um Flächen zu gestalten. Diese Flächen werden dadurch begehbar und die Installation wird so zum Kopfsteinpflaster. Der Mix aus Kopfsteinen und äquivalenten Steinen ermöglicht vielfältige Gestaltungsspielräume. Und die hat MM in den letzten Jahren immer genutzt. Ich erinnere an das Kopfsteinpflaster am Stadteingang von TUT aus Richtung Emmingen-Liptingen kommend, welches im Rahmen des Jubiläums 1200 Jahre TUT bereits 1997 entstanden ist. Ein weiteres Werk findet sich bis heute auf dem Vorplatz der Tuttlinger Wohnbau beim Scala-Kino. Installationen dieser Machart konnte MM auch an anderen Orten präsentieren: im Museum in Engen, in der Angerhalle in Möhringen, auf dem Kunstwanderweg in Vaihingen, beim Württembergischen Kunstverein in Stuttgart. Und in Biberach sind 25 verschiedenste Kopfsteine in einer Betonwand integriert mit dem schönen Titel "unentrinnbar".

Und nun hier in Renquishausen – eine Installation mit sechs unterschiedlichen Kopfsteinen bezüglich Format und Material. Das Ensemble ist so gestaltet, dass die Fläche begehbar ist und jeder Kopfstein näher betrachtet werden kann. Genaues Hinschauen ist auch nötig, um die unterschiedlichen Gesichter wahrnehmen zu können. Und die Titel, die im Einzelnen in der Übersicht nicht aufgelistet sind, lauten z.B.: Horst, Jenny, MB, Jonas, Mafiosi – und auch hier eine Mia, also Abbildungen von Personen, die MM vertraut sind, ihr nahe stehen bzw. die Auftraggeber für diese Arbeiten waren. Einen dieser Kopfsteine kann ich Ihnen von hier aus zeigen: Es ist Jenny, die Sie auf der Einladung abgebildet sehen, und die auch als Plastik den Rundgang der Ausstellung mit der Nummer 34 abschließt. 

Wenn die Installation beim Durchschreiten an einen Weg erinnert, dann ist das kein Zufall. Und wenn wir dabei immer wieder den Kopf drehen und uns etwas nach unten beugen müssen, dann ist auch das gewollt. Ich unterstelle MM nicht, dass sie uns den Kopf verdrehen wollte. Aber eines ist mit dieser Anordnung wohl gut gelungen: Beim Betrachten der einzelnen Kopfsteine erfahren wir Begegnung. Vielleicht können wir auch die Erfahrung machen, dass steinerne Gesichter gar Hingucker sind, in die man sich verlieben kann. Und mein Kopf erinnert sich in diesem Zusammenhang an ein Zitat in einem Katalog der Künstlerin zum Thema "Kopf – Kopfstein – Kopfsteinpflaster". In eigenen Worten will ich es an dieser Stelle so wiedergeben: Wir sollten die zufriedenen und fröhlichen Gesichter, denen wir im Leben begegnen, zu Meilensteinen auf dem Weg unserer Erinnerungen machen. (siehe: J.K.Bollhoof – in: Ursula Metro, Maria Magel, Kopf – Kopfstein – Kopfsteinpflaster, 2002) 

Auf dem Weg unseres Lebens begegnen wir aber auch Menschen, die ihre Ecken und Kanten haben – Menschen, die uns gar vor den Kopf stoßen und uns herausfordern. Auch das ist Teil unseres Lebens. Und der Kopf aus Gips (Nr. 16), hinten in der Ecke, steht für diese Erfahrung. Das Exponat ist nicht ganz neu, belegt aber, dass Themen und Techniken im Verlauf eines Künstlerdaseins wiederkehren und viele Arbeiten auf eine inhaltlich fokussierte Basis zurückzuführen sind.

Absolut neu dagegen sind die beiden quadratischen Bilder mit dem Motiv des kantigen Kopfes – Nummer 17 und 18 unmittelbar hinter der Gipsfigur. Es handelt sich hierbei um überarbeitete Printaufnahmen auf Leinwand, was ich an dieser Stelle kurz erläutern will:  

In einem ersten Schritt wird ein Gegenstand, in diesem Fall der kantige Kopf, fotografiert. Das Foto wird dann mit Hilfe eines Bildbearbeitungsprogramms am PC bearbeitet, z.B. können Farben abgewandelt, das Bild gespiegelt und Perspektiven verändert werden. Anschließend wird das neu entstandene digitale Bild auf Leinwand gedruckt. Und diese Leinwand kann dann wiederum bearbeitet werden, diesmal mit Hilfe von Acrylfarben und Lösungsmitteln. Diese Vorgehensweise ermöglicht es, ehemalige Arbeiten, Themen und Motive zu verändern, zu verfremden, in beliebiger Zahl herzustellen und gleichzeitig Neues zu schaffen. Vergleichbar ist das Verfahren mit einem Update, was uns ja vom Umgang mit Computer und Smartphone sehr wohl bekannt ist. Auch die Einladungskarte zeigt auf der Rückseite eine Arbeit, die so entstanden ist. Und wahrscheinlich haben Sie die Leinwand mit dem Titel "nachdenklich" bereits entdeckt – hier vorne im Eingangsbereich mit der Nummer 33. Entstanden ist dieses Bild auf der Basis einer Gipsform mit dem Mia-Hesse-Motiv. Diese Form aus Gips war auch Fundament und Ausgangspunkt für einen Kopfstein aus Kaltbronze. Und diesen Kopfstein können Sie nachher beim Rundgang sicherlich entdecken und so die motividentischen, aber unterschiedlichen Exponate miteinander vergleichen. Lassen Sie sich auf diese Entdeckung ein und bilden Sie sich selbst ein Urteil!

"Das wird mich hoffentlich nicht Kopf und Kragen kosten!" Solche Überlegungen tauchen schon mal auf, wenn Künstlerinnen und Künstler Neuland betreten. Und mein Kopf denkt da nicht an die existenzielle Seite, sondern mehr an das Image von Kunstschaffenden, welches schließlich von deren Arbeiten geprägt wird. So war es durchaus mutig, als MM im Dezember letzten Jahres bei der Jahresausstellung des Kunstkreises TUT eine Installation mit dem Titel "Angebot" ablieferte. Und weil dieses Angebot so viel Zuspruch erfuhr, wurde das Arrangement, bestehend aus einem Metallständer inklusive zehn überarbeiteten Foto-Prints, auch hier im hinteren Teil der Galerie aufgebaut (Nr. 19). Bedeutend für diese Ausstellung aber ist, dass MM – auch aufgrund der erfahrenen Akzeptanz – motiviert war, diese Idee weiter zu verfolgen. Und das Ergebnis haben wir hier an der Fensterfront: ein zweiter Metallständer mit weiteren zehn Leinwänden, alle im Verlauf dieses Jahres entstanden, allesamt Varianten zum Thema "Kopf an Kopf" (Nr. 31). 

Die beiden Installationen stehen jeweils für sich, ergänzen sich aber. Sie stehen für ein harmonisches Miteinander wie für ein gegenseitiges Pendant. Gemeinsam ist beiden, dass sie zum Berühren und Greifen einladen. Meist wird in Museen ja darauf geachtet, dass Besucher den Kunstwerken nicht zu nahe kommen. Hier im Bürgerhaus sind Sie eingeladen, Kunst anzufassen. Sie können die Tableaus in die Hand nehmen und betrachten, neu ordnen und in eine für Sie stimmige Reihenfolge bringen – also eine Art von persönlicher "Hit-Liste" erstellen.

Seien wir ehrlich: Kunst ist nicht immer und nicht von allen gleichermaßen zu verstehen. Um Sachverhalte im Allgemeinen zu durchschauen, müssen wir uns mit ihnen auseinandersetzen, dann erst können wir die Dinge begreifen und verstehen.

Und das Verb "begreifen" hängt nun mal mit "greifen" zusammen. Wer mit den Händen nach etwas greifen kann, Gegenstände in der Hand halten und von allen Seiten betrachten kann, ist auf dem besten Weg, Dinge zu begreifen. Herzliche Einladung, das nachher gleich mal auszuprobieren!  

Und wenn Sie dann die einzelnen Leinwände (Nr. 31) in der Hand halten und dazu die auf der Rückseite aufgeschriebenen Titel lesen, dann erklären sich Inhalte beinahe wie von selbst und die intendierte Aussage wird auch unseren Köpfen klar. Da haben wir die Bewunderung und Ehrung eines Pablo Picassos – des künstlerischen Genies schlechthin. Da kommt die Anerkennung und Würdigung des aus Schwenningen stammenden Jürgen Palmtags zum Ausdruck, dessen expressionistische Malerei und Musik MM eigens schätzt. Und auch Horst Antes – bekannt durch seine Kopffüßler und viele Groß-Plastiken – auch er erfährt Respekt und Beachtung. Unter den zehn Arbeiten entdecken wir aber auch Marie, die in Wirklichkeit in TUT lebt, mit Maria und Gerd Magel eng verbunden ist und in den Werken von Maria immer wieder Beachtung findet. Was wir anhand der Titel einzelner Werke so nebenbei auch wahrnehmen können, ist der spielerische Umgang mit Sprache. "Mit Ecken und Kanten" oder "Ich dreh gleich durch" – das sind typische Titel für Arbeiten von MM, zeigen sie doch ein hohes Maß an Sensibilität für Sprache. Das Wörtlich-Nehmen war schon immer eine Stärke von MM, was auch der Titel der Installation zeigt: "Offline Dating". Mein Kopf denkt da gleich an Partnersuche und Singlebörsen – in diesem Fall ohne Netzwerk, eben offline.

Und um den Bogen zu schließen: nochmals eine kurze Anmerkung zur Installation "Angebot" (Nr. 19). Ich selber habe in der Tuttlinger Galerie erlebt, wie Besucher die Bilder neu arrangiert und nach eigenen Vorstellungen und Präferenzen in ihrer Reihenfolge neu geordnet haben. Und ich erinnerte mich damals unwillkürlich an Szenen vor einer Wühltruhe im Supermarkt und Warenhaus. So wie die Schnäppchen in der Wühltruhe einladen und Kauflust wecken, so laden auch die Bilder ein – zum Anfassen, zum Sortieren, zum Entdecken, evtl. auch zum Kaufen. 

Auf die Objekte – links und rechts von mir auf den Metallständern platziert – will ich abschließend eingehen. MM bezeichnet all diese Arbeiten als Schulterstücke. Unter diesem Stichwort habe ich neugierigerweise mal gegoogelt. Und die Plattform lieferte mir eine Bilderserie von Abzeichen verschiedener Dienstgrade bei der Bundeswehr, Polizei und Feuerwehr. Da weiß man dann zunächst nicht, wo einem der Kopf steht. Doch nach einer kurzen Schockstarre fand ich für mich eine schlüssige Lösung: Die Schulterstücke von MM müssen wohl einem höheren Offiziersgrad zuzuordnen sein – was problemlos zu erklären ist. Denn diese Arbeiten stehen nicht am Anfang eines künstlerischen Prozesses, sondern sind das Ergebnis von Vertiefung und Experimentieren über viele Jahre hinweg – beginnend mit der Auseinandersetzung mit der Urform des Eis, aus der sich alles Lebendige entwickelt. Dazu wird in der Homepage von MM Rudolf Berkenhoff zitiert. Er erklärt uns die Schulterstücke als Torsi, die in nahezu konstruktivistischer Strenge im Umgestaltungsprozess entstanden sind, wobei sich konvexe und konkave Formelemente abwechseln und ineinanderfließen. Eine menschliche Figur wird so rhythmisch angedeutet und führt beim Betrachten zu unterschiedlichsten Eindrücken – je nach Perspektive, Nähe oder Distanz. Ganz gewiss ist, dass diese Torsi keine Produkte sind von dem, was am Ende beim Bearbeiten einer Figur übrig bleibt. Vielmehr ist jedes Exponat das Ergebnis künstlerischen Schaffens, so wie es von Beginn an geplant und intendiert war. Betrachten Sie nachher die einzelnen Objekte von allen Seiten und lassen Sie Ihrer Phantasie und Ihren Träumen freien Lauf! 

So – und damit sind Sie an der Reihe! Ich habe meine Aufgabe für heute erfüllt. Und ganz nebenbei: Meine Ausführungen habe ich ohne KI bewältigt. Ich sage das bewusst im vorauseilenden Gehorsam. Denn es ist durchaus denkbar, dass zukünftig solche Erklärungen verlangt werden. 

Und mit einem ernstgemeinten Bonmot für MM will ich schließen. In Anlehnung an den großen Schriftsteller Martin Walser, der vor drei Monaten verstorben ist, greife ich zwei kurze Sätze aus seinen Tagebüchern auf: "Nur im Schreiben hat das Leben einen Sinn." Und weiter: "Schreiben – sich die Welt schöner denken, als sie ist." Übertragen auf die Künstlerin MM liest sich das so: "Nur im Malen, Modellieren und Gestalten hat das Leben einen Sinn." Und: "Kunst schaffen heißt: Sich die Welt schöner ausmalen und formen, als sie in Wirklichkeit ist." Liebe Maria, ich wünsche dir, dass du in deiner Welt deine Ideen und Vorstellungen weiterhin kreativ umsetzen kannst – so selbstbewusst, wie es deine Großplastik (Nr. 5) hier im Raum ausstrahlt. Und dass dies noch lange so möglich ist, wünschen wir dir alle von Herzen.

Mein Dank geht aber auch an die Gemeinde Renquishausen und an Sie, Herr Zinsmayer. Mit dieser Galerie hat sich die Kommune ein Schatzkästchen geschaffen. Es lohnt sich, dieses Kleinod zu pflegen, auch wenn das manchmal weit über die Pflichtaufgaben einer Gemeinde hinausgeht. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Galerie-Team weiterhin eine hohe Akzeptanz und auch in Zukunft ein glückliches Händchen für die nächsten Ausstellungen. 

Doch nun, liebe Gäste, in der Tat sind Sie jetzt an der Reihe. Genießen Sie diese Werkschau, begegnen Sie der Kunst auf unterschiedlichste Weise – so wie es die aufgeklappte Einladungskarte zum Ausdruck bringt. Kommen Sie miteinander ins Gespräch. Und wenn Sie Fragen haben, dann stellen sie diese ungeniert. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit, wünsche Ihnen einen schönen Sonntag und ein sonniges Brückenwochenende. 

 Die Ausstellung ist hiermit eröffnet! 

Gerhard Liehner